Mein Jahr in Mellerud

Mein Jahr in Mellerud

Freitag, 31. Mai 2013

Freitag, 31.05.2013


Danke für eure lieben Kommentare!! Die Mücken hier kommen mir auch viel größer als bei uns vor, Dagmar! Und dann auch noch so viele auf einmal!
Hanne und Lisabeth und natürlich alle, die es interessiert: So sah ein ganz normaler Arbeitstag aus:
Um halb 8 hat mein Wecker geklingelt, aber ich war meistens sowieso schon halb wach, weil die Sonne schon mindestens seit halb 4 nachts in mein Fenster hineingeschienen hat. Das ist der Nachteil, wenn man keine Rollos oder Gardinen hat... Dann hab ich gefrühstückt und mich fertig gemacht (Sonnencreme nicht vergessen!) und mich um ungefähr 20 nach 8 mit dem Katzenfutter in der Hand auf dem Weg zum Haus des Großvaters gegenüber gemacht. Die Katze hat immer schon vor meiner Haustür auf mich gewartet. Schnell das Katzenfutter zurückgebracht und danach zum Haus der Familie gelaufen, wo ich mich mit Juliette getroffen hab. An den meisten Tagen wussten wir schon, was wir machen sollten, zum Beispiel irgendwelche Samen aussäen oder Unkraut zupfen. Die letzten Tage haben wir das Fußballgolfspielfeld zum Spielen hergerichtet. Fußballgolf ist sowas wie Minigolf, aber statt eines Golfballes muss man einen Fußball in die Löcher schießen. Den Frühling über standen die Schafe auf dem Feld und deswegen mussten wir die ganze Schafscheiße vom Spielbereich harken, damit die Spieler da nicht im Slalom drumherum spielen mussten. Das war eine ziemliche Scheißarbeit (im wahrsten Sinne des Wortes), weil dieses Feld echt riesig war. Dafür durften wir danach aber auch die Hindernisse mit der typischen Schwedenfarbe streichen: Faluröd! Und das hat richtig Spaß gemacht!
Aber zurück zum Tagesablauf. Um 10 hat Juliette (nur sie hatte eine Uhr) irgendwann gesagt: "Lotte, es ist 10 Uhr." und ich hab dann geantwortet: "Kaffeepause!" und dann ging es erstmal für eine halbe Stunde ins Haus, um eine Tasse Tee oder Kaffee zu trinken oder was kleines zu essen. Bis 12 ging es wieder raus aufs Feld und zur Mittagspause haben wir die Reste vom Vorabend gegessen. Nachmittags ungefähr um 3 haben wir dann für den Tag Schluss gemacht und sind erstmal in unsere Häuser verschwunden, um zu duschen (wenn man zum Beispiel Hühnerscheiße als Dünger auf Himbeerpflanzen verteilt, freut man sich sehr auf eine Dusche!). Für den Nachmittag ist uns eigentlich immer etwas eingefallen, was wir machen konnten: Backen (wir haben jede Menge gebacken!!), mit einem kleinen Ruderboot auf den See fahren, Spazieren gehen, die Nachbarfarm besuchen, wo es auch Freiwillige gibt oder bei schlechtem Wetter auch einfach nur im Haus bleiben und Filme gucken oder lesen. Abends haben wir ziemlich oft für die Familie gekocht (auch mal Kartoffelpuffer mit Apfelmus) und danach saßen wir entweder noch zusammen und haben geredet oder wir saßen vorm Fernseher oder vor unseren Computern. 
Rhabarberkuchen à la Juliette

Rhabarberkuchen à la Lotte

Muffins backen mit Juliette und der kleinen Ida

Mit der Zeit haben die Erdbeerpflanzen auch Blüten bekommen

Die 16 000 Pflanzen, die wir gepflanzt haben

Wildgänse

Wildgänse
Am Sonntag musste ich die Farm dann aber leider schon verlassen. Zusammen mit Juliette ging es noch für ein paar Tage nach Stockholm, wo ich bei einem ehemaligen Freiwilligen aus Åmål (mittlerweile mit seiner Freundin in Stockholm sesshaft) übernachtet habe. Da habe ich wieder einmal die Altstadt (Gamla Stan) genossen, ein paar kostenlose Museen besucht und auch einige Ecken entdeckt, die ich vorher noch nicht kannte.
Gamla Stan

Waldfriedhof mit riesigen Bäumen

Angler mitten in der Stadt

Die Kirche in Riddarholmen
Seit Mittwoch Abend bin ich jetzt in Mellerud bei Birgitta, Robert und Maria. Morgen feiert Birgitta ganz groß ihren 50. Geburtstag und nächstes Wochenende hat Maria ihre Abschlussfeier in der Schule. Es fühlt sich an als wäre ich nie weg gewesen, weil hier alles noch beim Alten ist. Und nächste Woche kommt sogar Ambra, meine ehemalige italienische Mitbewohnerin! Ich werde hier also die sonnigen Tage genießen und dann ist es bald auch schon Zeit zurückzufahren...

Dienstag, 21. Mai 2013

Dienstag, 21.05.2013



Ich sitze gerade in meinem Häuschen, trinke Tee und höre Musik und draußen gießt es in Strömen und donnert und blitzt was das Zeug hält. So mag ich es!! Zum Glück haben wir heute unseren freien Tag. Statt Samstag und Sonntag haben wir nämlich immer Montag und Dienstag frei, weil Marie unsere Hilfe eher am Wochenende braucht, wenn sie und Roger nicht arbeiten. Natürlich wollten wir unseren freien Tag eigentlich besser nutzen, aber das haben wir dafür letzte Woche gemacht.

Wir haben nämlich einen Spontantrip nach Helsinki in Finnland unternommen! Da wollte ich schon immer mal hin! Von Stockholm aus gibt es nämlich eine ziemlich günstige 36-Stunden-Kreuzfahrt nach Helsinki und wieder zurück. Die Familie hier ist da schon öfters mal mitgefahren und hat uns davon erzählt. Sonntag haben wir die Fahrt gebucht und Montagmorgen ging es mit dem Opa nach Strängnäs. Das ist der nächstgelegene Ort hier. Der Bus zum Schiff fuhr aber erst mittags, deswegen konnten wir uns noch in aller Ruhe in dem süßen Städtchen umschauen. Dort gibt es eine große Kathedrale mit einer uralten Bibliothek und eine total hübsche Windmühle.
Nachmittags sind wir dann in Stockholm beim Schiff angekommen. Was für ein Riesending das war! Innen gab es eine Shopping-Straße, eine Disko, eine Bar, Restaurants, einfach alles! Wir hatten unsere eigene Kabine (leider ohne Fenster), aber uns hat es natürlich auf das Deck gezogen, wo wir den ganzen Abend lang die vielen kleinen Inseln vor Stockholm angesehen haben. Nachdem wir gegessen hatten, haben wir noch drei Finnen kennengelernt, die durch ihre Arbeit diese Fahrt schon ein paar Dutzend Male gemacht haben. Die haben wir natürlich über Finnland ausgequetscht und einiges Interessantes gelernt. Die Sprache Finnisch ähnelt übrigens weder Schwedisch noch Russisch noch irgendeiner anderen Sprache (außer Estnisch) und hört sich wirklich sehr lustig und einfach unbekannt an. Schwedisch ist aber auch Amtssprache in Finnland (Finnland gehörte ja mal zu Schweden) und deshalb sind alle Schilder auch auf Schwedisch und die Kinder lernen Schwedisch als erste Fremdsprache in der Schule. Sprechen können es aber trotzdem nur die wenigsten. Und Mittsommer (das Fest in Schweden am längsten Tag des Jahres) wird auch in Finnland gefeiert! Zwar tanzt man nicht um eine Mittsommerstange herum, sondern zündet große Feuer an, aber ein großer Feiertag ist es für die Finnen auch. Fast wichtiger als Weihnachten haben uns die drei erklärt!
Auf dem Schiff ging nachts um halb drei schon die Sonne auf und den Sonnenaufgang auf dem Meer zu erleben ist wirklich was Besonderes! In Finnland gibt es übrigens eine Zeitverschiebung um eine Stunde, habt ihr das gewusst?! Ich wusste das nämlich nicht, bis ich auf dem Schiff war und überall zwei Uhren angebracht waren, um einmal die schwedische und einmal die finnische Zeit zu zeigen.
"Unser" Schiff

Im Inneren

Die Shoppingmeile mit Fenstern von den Kabinen

Inseln vor Stockholm

Andere Schiffe nach Tallinn und Riga

In Helsinki kamen wir am nächsten Tag um 10 Uhr an. Zum Glück ist die Stadt so klein, dass man einfach überall hinlaufen kann und zum Glück war das Wetter perfekt für eine Stadtbesichtigung. Wir sahen uns einen Markt direkt am Hafen an, eine kleine süße Kirche und das touristische Wahrzeichen von Helsinki: der Dom von Helsinki. Die runden Dächer der Kirchen erinnerten irgendwie an osteuropäische Länder, aber dennoch hat Helsinki auch Ähnlichkeit zu den anderen skandinavischen Ländern. Wofür Finnland übrigens bekannt ist außer der schwer zu lernende Sprache sind die Moomins. Die habt ihr bestimmt auch schon gesehen?
Boot auf dem Markt am Hafen

Kirche

der Dom von Helsinki

Das ist Finnisch!

Moomins!

 Nachmittags ging es dann leider schon wieder zurück aufs Schiff und auf den Rückweg nach Stockholm, wo wir morgens am nächsten Tag ankamen. Stockholm ist und bleibt für mich die allerschönste Stadt! Wir haben den Tag in der Altstadt (Gamla Stan) und Södermalm (dem südlichen Stadtteil) verbracht, wo es unzählige kleine Läden gibt und wunderschöne Gassen mit tollen Häusern.

Am Abend ging es dann wieder zurück nach Morrarö, also mitten in die Natur. Hier sind übrigens mittlerweile die Mücken aufgetaucht. Wenn ich nach dem Abendessen die 5 Minuten zu meinem Haus laufe, muss ich meinen Mund und Augen gut zusammenkneifen, weil es auf dem Weg so viele Mücken gibt! Abends kann ich hier auch nicht meine Fenster aufmachen. Den Fehler hab ich einmal gemacht und konnte dann nicht schlafen, weil es überall um mich herum gesurrt hat (glücklicherweise hab ich nur einen kleinen Stich am nächsten Morgen entdeckt). Dafür gibt es aber auch viele andere wilde Tiere. Gestern bin ich fast auf eine Schlange getreten, die auf dem Weg lag. Juliette hatte letzte Woche sogar auch schon eine im Gebüsch gesehen. Wenn wir draußen auf dem Feld arbeiten, fliegen ständig Wildgänse über unsere Köpfe hinweg und ich muss jedes Mal an Nils Holgersson denken. Hasen haben wir hier schon so oft gesehen! Sogar gestern in Uppsala (eine hübsche Studentenstadt, die wir besucht haben) im botanischen Garten! Es fehlen eigentlich nur noch Elche, aber immerhin haben wir schon Rentiere aus dem Busfenster heraus gesehen!
Schlange!!

Es hat aufgehört zu regnen und ich denke, ich werde mich jetzt mal hinauswagen und die Katze vom Großvater füttern. Der besucht nämlich seinen Schwager und ich füttere jetzt immer seine süße Katze. Die wartet immer schon auf mich, wenn ich von der Arbeit komme und will schmusen!

Die Katze vom Opa

Sonntag, 12. Mai 2013

Sonntag, 12.05.2013

"Erdbeeren"

Jetzt bin ich also wieder in Schweden und da dachte ich, dass es doch gut passt diesen Blog weiterzuführen. Eigentlich hat Dagmar mich ja darauf gebracht ;) So lange bin ich zwar dieses Mal nicht hier, aber für mindestens einen Eintrag wird es wohl reichen.



Was ich hier mache nennt sich HelpExchange und läuft über eine Website. Wenn man sich da anmeldet, bekommt man die Kontaktdaten von verschiedenen Privatleuten weltweit, die Freiwillige suchen, um ihnen zum Beispiel auf einem Bauernhof oder in einer Jugendherberge zu helfen. Da kann man dann einfach anfragen, ob die gerade Helfer für ein paar Wochen oder auch länger brauchen.
Ich bin hier auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Stockholm gelandet. Bestimmt mehr als die Hälfte des Ackerlandes hier ist mit Erdbeerpflanzen bepflanzt. Ansonsten gibt es hier noch Himbeeren, Kartoffeln, Zwiebeln, Erbsen usw. und eine ganze Menge Schafe mit kleinen Lämmern (ja, hier wird Lammfleisch verkauft… L ). Bienenstöcke und Obstbäume habe ich auch vor ein paar Tagen noch entdeckt. Das Ganze ist so ein ganz süßer Familienbetrieb. Viele Verwandte wohnen hier im Umkreis und kommen immer wieder vorbei, um mitanzupacken. Die „Bosse“ sind aber Marie und Roger, die nach ihrer normalen Arbeit jeden Tag noch bis abends auf dem Feld arbeiten. Die beiden haben zwei Töchter, Josefine und Ida, einen extrem misstrauischen Hund namens Valli und eine supersüße Katze, die Svartnos heißt.






Ich wohne im alten Haus der Urgroßmutter, die seit kurzem im Altersheim ist. Über mir wohnt noch eine andere ältere Verwandte, aber über die weiß ich sonst nichts. Direkt vor meinem Haus grasen die Schafe und jeden Morgen, wenn ich aufwache und aus dem Fenster  gucke, denke ich nur daran wie schön idyllisch es hier doch ist. Momentan ist hier noch eine Freiwillige aus Frankreich namens Juliette. Sie wohnt in einer kleinen Hütte am See, der die Farm halb umkreist.
 
In dem unteren Teil wohne ich
Juliettes Hütte

Am See



Normalerweise arbeite ich ungefähr fünf Stunden am Tag, aber an meinem ersten Arbeitstag musste ich gleich eine extra Schicht einlegen, weil Marie 16 000 Erdbeersetzlinge besorgt hatte, die in die Erde mussten. Bis halb 9 Uhr abends saßen wir also hinten auf dem Traktor und mussten eine Erdbeerpflanze nach der anderen in so eine Maschine legen, die sich immer gedreht hat und die Pflanzen dann in die Erde gesetzt hat. Am Anfang hat das noch Spaß gemacht, weil die Sonne schien und es immer ein Wettrennen mit der Maschine war, ob man es schaffte in alle freien Plätze eine Pflanze zu setzen. Aber als es dann immer kälter wurde und die Hose von Matsch durchweicht war, hatte ich auch die Nase voll. Dafür haben wir jetzt einen Tag, den wir uns frei nehmen dürfen und den werden wir auch sehr gut nutzen (davon berichte ich euch dann nächstes Mal :) ).
Die restlichen Tage haben wir Zwiebeln, Erbsen und Rote Beete gesät und Unkraut gejätet, was bisher eigentlich die ödeste Arbeit war. Natürlich haben wir auch schon gebacken und zwar die berühmten schwedischen Kanelbullar!

Unsere Kanelbullar

Es ist auf jeden Fall sehr schön noch mal eine andere Seite von Schweden zu sehen. Diesen direkten Zugang zur Natur hatte ich letztes Mal ja echt vermisst und hier habe ich mehr als genug davon. Hoffentlich ist bei euch allen alles gut. Lasst mal was von euch hören! Mal sehen wer dieses Mal alles mitliest hier… :)
 Bilder kommen später nach! Das will hier grade nicht so wie ich will!!