Mein Jahr in Mellerud

Mein Jahr in Mellerud

Sonntag, 30. Oktober 2011

Sonntag, 30.10.2011


Nach meinem freien Tag letzten Montag ist einiges passiert und ich habe wieder mal einen großen Mitteilungsdrang:)

Am Dienstag stand wieder einmal ein Ausflug mit meinem Schwedischkurs auf dem Programm. Dieses Mal ging es in drei verschiedene Dörfer: Upperud, Håverud und Åsensbruk. Die liegen alle sehr nah beieinander und dort gibt es ein paar schöne Touristenattraktionen und Museen, deswegen hat Håkan, unser „Ausflugslehrer“, uns dort ein bisschen herumgeführt.
Zuerst ging es nach Upperud, wo eine große Schleuse den Vänern von einem kleineren See trennt. Dort gibt es auch ein Museum und das Café Bonaparte, weil Napoléon für ein paar Jahre dort gewohnt hat, aber wir sind nur ein bisschen herumgelaufen und Håkan hat versucht,  uns auf Schwedisch zu erklären, dass es dort die erste Eisenschmelze Dalslands gab, weil es so viel Holz zum Heizen gab und dass man dadurch ordentlich Geld verdienen konnte. Und das Napoléon nicht so begeistert von der Kälte Schwedens war und deswegen sehr bald nach seiner Ankunft wieder nach Frankreich verschwunden ist.
Dann ging es weiter nach Håverud, wo es die größte Touristenattraktion Dalslands gibt: Das Aquädukt. Im Grunde ist es auch eine Schleuse für Boote und Schiffe und verbindet den Vänern mit einem kleineren See oder Fluss oder so. Aber gleichzeitig ist es auch eine Auto- und Zugbrücke. Und zu Fuß kann man die natürlich auch überqueren;) Es ist ziemlich beeindruckend und groß, aber wahrscheinlich ist es noch etwas interessanter, wenn das Wetter besser ist und man nicht die ganze Zeit an das schöne warme Auto denken muss.
In Håverud haben wir uns noch ein Museum mit vielen lustigen Figuren und Modellschleusen angeguckt und dort gepicknickt und zum Schluss ging es noch nach Åsensbruk, wo die Hauptattraktion eine alte Fabrik ist, die heute eine Schule oder so ist. Ja, nicht so wirklich interessant, aber das Beste an diesen Ausflügen ist es eigentlich mal ein bisschen aus dem Klassenraum und aus Mellerud heraus zu kommen, sich die Gegend anzugucken und mit unseren Mitschülern ein bisschen Spaß zu haben. Manche von denen kenn ich immer noch nicht beim Namen, weil sie eigentlich in einer anderen Lerngruppe sind, aber dann doch immer wieder bei uns mit dabei sind und irgendwie versteh ich das System nicht so ganz:D
Wir haben mittlerweile übrigens schon drei Schwedischtests hinter uns, die wir zwar immer noch nicht zurückbekommen haben, die aber eigentlich nie wirklich schwer sind. Nächste Woche ist Höstlov (Herbstferien) und danach dürfen Janek, Ambra und ich in Lerngruppe II weitermachen. Es wird endlich etwas schwerer und vielleicht fangen wir auch irgendwann mal an das Gelernte tatsächlich anzuwenden:)
In Upperud: Håkan erklärt...
... und erklärt
Picknick im Museum
Janek und die Modellschleuse
Lotte und ein Getreidehalm;)
Späßchen an einem Gräbchen
Freiwilligenarbeit ist so anstrengend!
!
Mein neues Bett im Museum
In Håverud auf der Schleuse
Paparazzi Katarzyna
Katarzyna und ich auf der Autobrücke

Das Aquädukt von der Autobrücke aus gesehen


 Am Dienstagabend ging es dann ins Jugendzentrum zu einer Halloween-Party für kleine Kinder. Barbaras neue Mentorin Helena hatte uns schon vor Wochen zum Mithelfen eingeladen. Also haben Ambra und ich den Spielzeugladen besucht und ein bisschen Theaterblut und Vampirzähne gekauft und dann ging es zusammen mit Barbara ab zum Kindererschrecken. Die waren alle selber ziemlich gruselig verkleidet und hatten seeehr viel Energie. Ungefähr 80 Kinder sind gekommen! Volles Haus also:) Wir haben die Bastelecke beschlagnahmt und Kürbisse und Fledermäuse und Hexen gezeichnet und ausgeschnitten. Manche Kinder waren total lieb und sehr interessiert daran schöne Fledermäuse zu basteln, andere hatten mehr Spaß daran eine Kissenschlacht mit mir zu starten oder mich auszulachen, weil ich nicht sprechen konnte:D
Verwandlung in Vampire beginnt
Und ist vollbracht;)
Unsere neue Halloween-Wand
Wir hatten aber sehr viel Spaß und vor allem Ambra war begeistert davon, dass es auch lustig sein kann, im Jugendzentrum zu arbeiten.

Diese Woche ging es am Freitag schon um halb elf nach Åmål, da unsere koordinierende Organisation „Europe Direct“ ihre Neueröffnung mit einem Tag der offenen Tür in ihren neuen Räumen in der Bibliothek von Åmål gefeiert hat. Dazu gehörten natürlich die Freiwilligen und kleine Präsentationen der jeweiligen Heimatländer. Ein EU-Parlamentsmitglied hat dann noch eine Rede auf Schwedisch gehalten und ein bisschen mit uns geredet. Ich glaube der ist relativ wichtig, zumindest hat er irgendwas von Brüssel erzählt und er schien die Attraktion der Veranstaltung zu sein. Ich fand das Essen etwas interessanter, aber das lag wohl daran, dass ich zum Essen keine bestimmte Sprache verstehen muss.

Vorbereitungen für unsere kleinen Ländertische

Unser deutscher Tisch


Jeremy mit seinem belgischem Part

Die Italiener

Kristin mit dem EU-Parlamentsmitglied

Kristine und Jeremy
Nachmittags gab es dann unsere traditionelle fika und für den Abend war eine kleine Freiwilligen-Party geplant. Jeremy und Kristine, die Organisatoren, hatten uns schon vor einigen Wochen dazu eingeladen (ihr müsst unbedingt kommen!!) und versprochen, dass es viel zu lachen geben wird. Exakt um 18:00:01 wurden wir dann von den Beiden in traditioneller schwedischer Kleidung begrüßt und in einen mit Europaflaggen und selbstgemalten Bildern von allen Freiwilligen geschmückten Raum geführt. Das Programm bestand aus jeder Menge lustiger Spiele zum Kennenlernen. Hört sich ganz furchtbar nach neue-Schulklasse-und-wir-müssen-unsere-Namen-lernen an, aber wir hatten seeeehr viel Spaß und Jeremy und Kristine hatten sich so viel Mühe mit den Vorbereitungen gemacht!
Zum Beispiel wurde Jedem ein Blatt auf den Rücken geklebt und dann sollten alle sich gegenseitig nette Dinge auf die Zettel schreiben. Irgendwas positives, was man an der Person mag oder toll findet, aber ohne das Geschriebene mit Namen zu kennzeichnen. Das Spiel kannte ich schon von meinem Seminar in Deutschland und es gibt einem so einen positiven Schub! Man guckt sich das Blatt an und freut sich über jede geschriebene Kleinigkeit, zum Beispiel „Ich mag deinen Schal“:D Jetzt habe ich also schon zwei Blätter voll mit tollen positiven Sachen über mich! Juhu:)
Nach der kleinen Party ging es dann noch in eine der Freiwilligenwohnungen in Åmål, um noch ein paar mehr Spiele zu spielen und irgendwann sind wir dann todmüde auf den Sofas dort eingeschlafen (Es war aber geplant, dass wir dort übernachten;)).

Ich - gemalt von Kristine (halb englisch, halb deutsch;))

Die kleine Freiwilligen-Party
 
Gestern Morgen sind wir dann zurück nach Mellerud gekommen und am Nachmittag waren wir schon wieder unterwegs. Wir mussten nämlich mit unseren Vorbereitungen für unser „International Dinner“ bei Lars und Kickie beginnen. Die Idee dazu kam von Lars: Ein Essen mit Gerichten aus Italien, Polen und Deutschland, gekocht und vorbereitet von den vier Freiwilligen. Eingeladen waren natürlich Lars und Kickie, aber auch Birgitta, Robert und Maria. Wir haben Lars am Freitag also eine lange Einkaufsliste gegeben und gestern dann Kickies und seine Küche verwüstet. Es gab eine polnische Gemüsesuppe, deutschen Schweinebraten mit Knödel und Rotkohl und italienisches Tiramisù. Wir waren uns alle nicht wirklich sicher, ob das Essen am Ende wirklich schmecken würde, da weder Barbara, noch Janek oder ich jemals zuvor unseren Teil gekocht hatten (die Nummer des Pizzaservice lag bereit!). Okay, Rotkohl warm machen oder fertige Knödel in einen Kochtopf tun kann ich ja, aber selber habe ich Knödel vorher noch nie gemacht! Lars und Kickie haben uns seehr argwöhnisch beobachtet („18 Brötchen? Wofür brauchst du 18 Brötchen?“), aber am Ende hat es tatsächlich allen geschmeckt. Am besten war natürlich das Tiramisù und ich habe mir vorgenommen das Rezept in- und auswendig zu lernen (ich bin so froh, dass ich mit einer Italienerin zusammen wohne;)).

Beim Menü schreiben

Mit schwierigen polnischen Wörtern:D



Matschi Matschi, Knödelmasse!


Polnische Suppe

Fertige Knödel

Schweinebraten

Barbara, Lars mit internationalem Pullover und Birgitta


Janek, Maria und Robert beim Teetrinken nach dem Essen

Heute ist wieder einmal Nichtstun- und Putztag (das heißt nicht, dass putzen für uns nichts tun meint:P) und ich bin ein bisschen froh darüber, dass ausnahmsweise mal nichts Großes ansteht (nur später noch Barbaras Mentorin besuchen).
Bald kommt der November und das soll hier der am wenigsten schöne (;-)) Monat sein. Ich kann es schon ganz deutlich spüren. Weg sind die Sonne und der blaue Himmel, alle Blätter fallen herab und plötzlich ist es ganz ungemütlich draußen. Jetzt fühlt es sich wirklich wie Herbstwetter an:(
Aber abgesehen vom Wetter geht es mir noch immer super und ich warte und warte auf meine negative Kulturschockphase… :D

Und übrigens funktioniert mein Handy wieder!! Ambra hat die Rückseite mit einem Messer aufgebrochen (keine Ahnung, warum das keiner aufbekommen hat:D) und wir konnten den Akku rausnehmen und wieder reinlegen und jetzt ist alles wieder gut:-)