Hej ihr!
Ich habe es mir gerade schön mit einer Tasse Tee in unserem Wohnzimmer gemütlich gemacht, um euch allen zu schreiben. Denn es gibt jede Menge zu erzählen!
Ich fang einfach mal irgendwo an, nämlich mit der neuen supigroßen Wohnung. Letzten Freitag haben Janek (der Freiwillige aus Dresden) und ich unsere Sachen aus den zwei kleinen Wohnungen wieder einmal eingepackt (ach nein, Janek hatte seine Sachen gar nicht erst ausgepackt) und haben all die Möbel und das Geschirr und so weiter in die große Wohnung 300m weiter geschleppt (den Satz „Everything‘s close in Mellerud“ habe ich schon ungefähr 30x gehört und mittlerweile weiß ich auch, dass das keine Lüge ist). Ein paar Sessel, Tischchen und Betten waren schon dort, weil irgendjemand die vorher aus einem der vielen Secondhand-Shops hier besorgt hatte, aber trotzdem sieht die Wohnung noch unglaublich leer aus. Der einfache Grund ist, dass sie riesig ist. Wir haben:
4 Zimmer (für 4 Freiwillige)
1 seehr große Küche mit vielen leeren Schränken
2 Flure
1 grooßes Wohnzimmer
1 Badezimmer ohne Dusche
1 Badezimmer mit Dusche
1 Abstellkammer
1 Gästezimmer.
Es gibt hier also jede Menge Platz zu füllen und momentan sind vor allem noch unsere Zimmer und die Wände sehr leer und trist. Aber wir haben eine lange Liste geschrieben mit all den Dingen, die wir besorgen wollen und bald (hoffentlich bald) geht es ab zu Ikea. Das Beste ist, dass uns alles von der Kommune bezahlt wird und wir uns einfach aussuchen können. Vorher waren hier in Mellerud nämlich nur zwei Freiwillige und jetzt sind wir zu viert, das heißt, dass uns auf jeden Fall auch einige neue Sachen zustehen:)
Am Freitag konnten Janek und ich uns zum Glück auch schnell die besten Zimmer krallen, aber eigentlich war keins wirklich perfekt und keins wirklich doof. Am Ende hab ich mich nach dem Boden entschieden. Jetzt habe ich das einzige Zimmer mit Holzboden, die anderen haben so komisches Linoleum oder so. Nachteil meines Zimmers ist, dass es direkt neben der Küche ist. So höre ich immer alle, wenn die morgens frühstücken wollen. Vor allem weil der Boden so knarscht:) Aber eigentlich ist das auch ein Vorteil, denn so habe ich es nicht weit zum Essen!
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Wieder packen und dann ab in die neue Wohnung |
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Unser Wohnzimmer |
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Unser Fernseher im Wohnzimmer - etwas einsam |
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der Kamin - könnte im Winter nützlich werden |
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die Küche |
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zwei Omistühle im Wohnzimmer - die sind aber seeehr gemütlich |
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Unser Balkon - zum Glück ist es erstmal kalt, für den Frühling machen wir den noch schön;) |
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Blick aus meinem Fenster - da hatte ich noch nicht herausgefunden wie man es öffnet |
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Blick auf das Wohnzimmer von der Küche aus |
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leeres Zimmer, bald Barbaras Zimmer |
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Flur |
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Gästezimmer |
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Ambras Zimmer - da war sie noch nicht eingezogen |
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Janek |
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mein Zimmer |
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Und nochmal mein Zimmer |
Momentan steht noch ein Zimmer leer (von dem Gästezimmer mal abgesehen).
[Es ist grade ein komischer Handwerker gekommen und hat mich auf Schwedisch zu gequatscht. Ich hab ihm zwar gesagt, dass ich kein Schwedisch spreche, aber irgendwie scheint ihn das nicht zu stören. Ich hoffe der repariert irgendetwas. Wahrscheinlich die Türklinke von Janeks Zimmer… okay, weiter im Text:)]
Also, das Zimmer ist leer, weil die letzte Freiwillige aus Polen noch fehlt. Sie kommt erst in einer Woche. Am Sonntag ist Ambra, das Mädchen aus Italien, angekommen.
[Oh, Janek bekommt eine ganz neue Tür!]
Mit Ambra arbeite ich zusammen. Sie ist schon 25, aber eigentlich wirkt sie jünger. Sie spricht auch Deutsch, das heißt, dass unsere kleine WG noch eine kleine Weile deutschsprachig bleibt. Jetzt bin ich ganz gespannt auf Barbara (das Mädchen aus Polen) und ich hoffe, dass wir uns alle auch gut mit ihr verstehen. Bislang ergänzen wir uns zumindest perfekt. Janek und Ambra duschen beide abends, das heißt, dass mir morgens die Dusche gehört. Insgeheim hoffe ich natürlich, dass Barbara auch abends duscht, damit ich mir morgens Zeit lassen kann und die anderen sich abends um das Badezimmer kloppen können;) Janek kennt sich ganz gut mit Technik und so Sachen wie Lampen anbauen aus und Ambra und ich kochen beide gerne (Klischee! Klischee!). Wir haben schon beschlossen, dass wir uns bald ein schwedisches Kochbuch kaufen und versuchen wollen damit zu kochen. Dafür müssen wir natürlich schwedisch können, aber wir sind schon fleißig dabei zu üben.
Die meiste Zeit verbringe ich momentan nämlich im Sprachkurs (zumindest meinem Gefühl nach). Als Janek und ich letzten Mittwoch angefangen haben, waren die anderen im Sprachkurs schon am Ende vom zweiten Kapitel. Mittlerweile haben wir sie zumindest im Buch eingeholt, aber wir können noch nicht ganz so gut verstehen und sprechen. Heute haben wir einen kleinen Test gemacht, um zu überprüfen, ob wir alles aus Kapitel 1 können und der Test war ziemlich leicht. Aber Schwedisch ähnelt Deutsch auch wirklich sehr. Andere im Kurs haben da schon mehr Probleme. Die sprechen komplett andere Muttersprachen. Da merkt man erst, wie ähnlich sich schwedisch und deutsch sind.
Der Kurs ist übrigens nicht wirklich so wie ihr euch das wahrscheinlich vorstellt (ich nehme einfach mal an, dass ihr euch das so vorstellt, wie ich). Es ist nämlich Schwedisch für Einwanderer, das heißt die Leute dort kommen aus den verschiedensten Ländern. Es gibt mehrere aus Russland, aus dem Kosovo, aus Somalia, eine Frau aus Polen, ein Mann aus dem Irak (der gerade noch schreiben lernt), eine Frau aus China (die erinnert mich an die Mutter von Lane aus Gilmore Girls;)) und und und… Ich kann mir immer noch nicht alle Namen und Länder merken. Bisher habe ich eigentlich nur etwas mehr mit Olga aus Russland, Katarzyna aus Polen und Jamal aus Somalia geredet, weil manche einfach auch gar kein Englisch sprechen.
Deshalb ist auch der komplette Unterricht auf Schwedisch und am Anfang habe ich nur etwas aus dem Zusammenhang verstanden, aber mittlerweile geht das schon viel besser. Es ist aber einfach total lustig die verschiedenen krassen Akzente zu hören und zu sehen, dass die Leute dort eigentlich auch Spaß am Lernen haben. Gestern wollte ich ein paar Männern meinen Namen sagen und egal, wie oft ich den wiederholt habe, die haben immer Lotsche gesagt. Erst als unsere Lehrerin meinen Namen angeschrieben hat, konnten sie den richtig aussprechen. Wie ihr hört, sind die Leute da auch alle älter als ich. Die meisten sind so zwischen 20 und 40 und jeder hat sein ganz eigenes Lerntempo. Obwohl der Anfängerkurs schon in zwei Gruppen gespalten ist, gibt es immer noch große Unterschiede in meiner Gruppe und wenn wir Aufgaben bekommen, macht jeder die in seinem Tempo und die anderen stellen sich dann meistens einfach selber kleine Aufgaben. Und Handys scheinen zwar nicht erlaubt zu sein, aber trotzdem klingeln immer wieder welche. Und wenn man mal eben raus gehen will, um auf Toilette zu gehen oder so, steht man einfach auf und geht. Man könnte genauso gut auch einfach nach Hause gehen. Man muss auch nicht jede Unterrichtsstunde da sein, solange man dann ein paar Aufgaben zu Hause macht.
Einen ähnlichen Kulturzusammentreff gibt es auch bei unseren wöchentlichen Fredags Fika. Fika heißt einfach Kaffee trinken. Das Wort wird aber grundsätzlich nicht ins Englische übersetzt. Ist ja auch eindeutig kürzer und einfacher. Und Fredag heißt Freitag;) Also, jeden Freitag treffen sich alle Freiwilligen aus der Umgebung in Åmål, der nächstgrößeren Stadt hier, und essen Kuchen und trinken Kaffee zusammen. Wir sind aber erstaunlich viele Deutsche dort. Oder deutschsprachige. Es gibt Janek und mich, eine Marie und Kristin, die aber keine Freiwillige ist, sondern eher für die Koordination der Freiwilligen zuständig ist. Und Jeremy kommt aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens. Ansonsten gibt es dort noch Leute aus Russland, Frankreich, ääähm… okay, den Rest habe ich vergessen… Ich war auch erst zweimal dort! Leider fällt das Ganze diese und nächste Woche aus, weil so viele weg sind oder so. Zumindest sind ein paar von ihnen in Stockholm für ihr On-Arrival-Training. Dort werde ich auch im Oktober sein! 4 Tage lang in Stockholm, juhuu:) Und später noch mal für das nächste Seminar!
Was gibt es noch zu berichten? Was steht noch auf meiner Liste? Das Jugendzentrum! Dort war ich nämlich letzten Mittwoch und in ein paar Stunden geht es dort wieder hin. Jeden Mittwoch sollen Ambra und ich dort mithelfen und ein bisschen Internationalität unter die Jugendlichen bringen. Das Jugendzentrum ist ganz neu und sooo viel toller als unser kleines popeliges Häuschen in Ottersberg. Früher war im oberen Teil ein Hotel und im unteren Teil eine Art Partyraum. Das Gebäude steht direkt am Bahnhof und sieht total cool und alt aus. Drinnen gibt es eine große Küche, eine Bar (jetzt wird die zum Sandwiches und Süßigkeiten verkaufen genutzt), einen großen Raum mit Tischen, Stühlen, Sesseln, Sofas, einem Billardtisch und anderen Spielen. Im oberen Teil werden Schüler unterrichtet. Ich glaube Problemkinder oder Nachhilfeunterricht. Dort gibt es auch Meeting-Räume und nächste Woche trifft sich dort zum ersten Mal die Theatergruppe.
Letzte Woche sollte ich eigentlich in der Caféteria mithelfen, aber irgendwie haben mich drei Mädchen gefragt, ob ich mit ihnen Monopoly spielen will und dann habe ich den ganze Nachmittag und Abend damit zugebracht mit den drei Mädels alle Spiele dort auszuprobieren. Die waren total lieb und eine konnte erstaunlich gut Englisch, obwohl sie erst 13 ist. Auf jeden Fall hat es mir dort super gefallen und ich hoffe, dass ich die heute auch wieder bei diesem einem Tisch-Fußballähnlichemspiel besiegen kann:)
Was gibt es noch zu sagen? Die Supermärkte haben hier auch sonntags geöffnet. Alles ist unglaublich teuer. Die Jugendlichen verbringen hier ihre Zeit damit in getunten Autos mit höchstens 10 km/h durch die Gegend zu fahren, weil man die schon mit 15 fahren darf. Man kann mit den Eltern ab 16 Jahren Auto fahren, um für die Führerscheinprüfung zu lernen. Die Blitzer werden hier vorher mit einem großen Schild angekündigt. In Mellerud gibt es keine Ampel, deswegen kann man hier die Führerscheinprüfung nicht machen. Die Leute in Mellerud blinken nur selten. Everything‘s close in Mellerud.
Hab euch alle ganz dolle lieb und schickt mir mal eine Karte, ich würde so gerne mal was in unserem Briefkasten finden;) Oh und danke danke für die lieben Kommentare!
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Hier sammeln sich immer 1000 Vögel auf den Bäumen |
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Und die fliegen dann über die Stadt |
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Ein bisschen gruselig:) |