Mein Jahr in Mellerud

Mein Jahr in Mellerud

Montag, 30. April 2012

Montag, 30.04.2012

Am Freitag war es endlich so weit: unser Bandwettbewerb fand statt! Ich werde euch mal von Anfang an erzählen wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass Ambra, Basia und ich einen Bandwettbewerb organisiert haben!
Irgendwann im Februar lief hier im Fernsehen The Voice, eine von diesen Castingshows für den nächsten tollen Superstar, und die Jury da hatte diese supertollen roten Sessel, die sich herumgedreht haben, wenn die Jury-Mitglieder auf ihren JA-Knopf gedrückt haben.


Aus Spaß haben wir angefangen uns vorzustellen selber einen Musikwettbewerb zu organisieren (natürlich nur damit wir auch so tolle rote Stühle bekommen!) und Ambra hat von einem Bandwettbewerb in ihrem Nachbarort erzählt, wo die Gewinnerband eine CD aufnehmen durfte. Also haben wir uns irgendwie gedacht, dass wir das auch können. Von Lars haben wir erfahren das eine einfache CD aufzunehmen gar nicht so teuer ist und schon gingen unsere Pläne weiter und wir haben uns mit unserem Projekt bei avtryck, dem Jugendprojekt bei dem Basia und Janek arbeiten, beworben, um das benötigte Geld zu bekommen. Das Ganze hat sich ziemlich in die Länge gezogen und im März haben wir erst die Zusage bekommen und dann konnten wir richtig anfangen zu planen.
Nachdem wir das erste Hindernis Bands zu finden überwunden hatten, ist uns aufgefallen, dass wir vergessen haben einen Tontechniker mit in unsere Budgetberechungen einzuplanen. Und dann ist uns aufgefallen, dass die verdammt teuer sind. Zum Glück konnten wir aber einen Schüler im Gymnasium hier finden, der sich bereit erklärte unser eigener Tontechniker für nicht viel Geld zu sein.
Am Ende war eigentlich alles gut geplant, aber wir hatten wirklich unglaublich viel Glück und Hilfe. Es ist nämlich gar nicht so einfach einen Bandwettbewerb zu organisieren, wenn man absolut keine Erfahrung und Ahnung von Musik oder vom Organisieren hat. Wir waren also fast jeden Tag bei Glenn im Büro, um ihn mit tausend Fragen zu bombardieren und sind am Nachmittag dann zur Schule gegangen, um mit den Musiklehrern und Petter, Evas Sohn, zu sprechen (wir waren totale Stalker die letzten paar Wochen!).
Am Freitag ging dann aber zuerst trotzdem alles ein bisschen schief. Wir hatten zwar alle Verstärker und Mikrofone und das Schlagzeug, allerdings hatten wir keine Ahnung wie man alles zusammenbaut. Hat irgendjemand schon mal versucht ein Schlagzeug zusammen zu bauen? Das ist gar nicht so einfach! Als die ersten Bands sich dann verspätet haben, sind wir ein bisschen in Panik geraten. Soundcheck sollte zwar erst um 17.00 anfangen, aber eigentlich wollten alle vorher noch proben. Die Bühne war aber immer noch nicht aufgebaut, weil wir die Hilfe der Bands benötigten. Plötzlich kamen dann alle Bands auf einmal und ein paar konnten zuminedst das Schlagzeug aufbauen, Wir haben aber auch nicht daran gedacht, dass die auch nicht alle Verstärker und so verkabeln können (wie proben die denn dann zu Hause??!). Bis unser lieber Tontechniker kam (den haben wir dann auch noch angerufen und angefleht eine halbe Stunde eher zu kommen), war also die Bühne nur halb aufgebaut. Er hat uns dann aber gerettet und alles mit Hilfe von Glenn aufgebaut. Der Soundcheck lief so halb problemlos ab, aber als es endlich 19 Uhr war und wir anfangen konnten, waren alle bereit.
Der Abend verging total schnell. Eine Band nach der anderen spielte und plötzlich waren schon alle vier durch und wir sammelten die letzten Stimmzettel ein.
Mit dem Ergebnis waren wir so halb zufrieden. Der Gewinner war nämlich die Hip Hop-Gruppe Ferat und Nenad aus Mellerud. Basia und Ambra wollten aber so gerne, dass eine der zwei Metalbands gewinnt! Eigentlich hatten es aber alle verdient zu gewinnen. Die waren alle so gut und dabei noch so jung! Wir waren wirklich erstaunt und auch erleichtert.
Eigentlich wollen wir jetzt einfach alles noch einmal erleben! Nur dann wissen wir schon, dass man auch für einen Tontechniker bezahlen muss, dass so eine Bühne nicht so leicht aufzubauen ist und dass man auch die Lautsprecher nicht vergessen sollte (hehe...). Auf jeden Fall sind wir superstolz, dass wir es trotz aller Probleme geschafft haben und dass wir jetzt sagen können, dass wir einfach so ohne irgendwelche Erfahrungen einen Bandwettbewerb organisiert haben =) Und nach meinem ganzen Gelaber dürft ihr jetzt auch endlich ein paar Bilder sehen!
Silence of Surrender

When Dreams Betray

When Dreams Betray

A World of Fallen

A World of Fallen
Ferat & Nenad

Ambra und ich mit dem Stimmzettel

Alle Stimmzettel

Und dann ging es ans Stimmen zählen

Die Urkunde für Ferat & Nenad

Die Gewinner

Was sonst noch die letzten Wochen passiert ist?

Ambra und ich hatten ein weiteres Projekt im Jugendzentrum - Ohrringe selbermachen!
Meine selbstgemachten Ohrringe für Emelie (eine Freundin von Maria)
Selbstgemachte Ohrringe von Anna

Ich habe gelernt wie man französische und holländische Zöpfe flechtet und bin jetzt ein bisschen besessen vom Zöpfeflechten - Ambra war mein Versuchsobjekt:
leicht veränderter holländischer Zopf

Zopf mit fünf Strähnen

Fischgrätenzopf

Wasserfallzopf und Zickzackzopf

normaler französicher Zopf

ein Viertel französicher Zopf

Holländischer Zopf (mit selbstgemachten Ohrringen =) )
Ich war mit Birgittas Naturschutzverein im Wald unterwegs und hab da ein kleines bisschen Abenteuer erlebt:

Die kleinen Vitsippor-Blümchen standen überall am Wegesrand

Wirklich überall!


Manchmal ging es ziemlich steil nach oben

Schöne Aussicht - könnt ihr den Regen entdecken?



In einer kleinen Höhle


Ein Schädel, der im Wald herumlag


Ein Teil eines Elchbeins

Heute ist hier in Schweden Valborgsmässoafton, also Walpurgisnacht. Finde ich einen sehr viel schöneren Namen als Tanz in den Mai! =) Es ist aber eigentlich ziemlich ähnlich, nur dass man erst jetzt hier die großen Osterfeuer anzündet =D

Ich wünsche euch allen einen schönen Maianfang! Und mit dem Mai fängt auch das hier wieder an:
Schrittwettbewerb!!!

Sonntag, 15. April 2012

Sonntag, 15.04.2012

[Ich weiß, dieser Eintrag ist längst überfällig, aber ich hab schon letzte Woche angefangen zu schreiben... ! Deswegen dürft ihr einfach ignorieren, dass normale Menschen jetzt keine Frohe Ostern mehr wünschen!]

Ich wünsch euch allen Frohe weiße Ostern!

Ich habe gehört, dass es nicht nur in Schweden geschneit hat, sondern in ganz Europa! Was ist denn bitte mit dem Frühling passiert?! =(  Außerdem war ich auch noch etwas krank, aber ich erzähle euch später wie es dazu gekommen ist. Zuerst werde ich euch ein bisschen von schwedischen Ostertraditionen erzählen. Davon gibt es nämlich jede Menge.

In Schweden hängt man statt bunten Plastikeiern buntgefärbte Federn an Zweige. Und zwar speziell an Birkenzweige. Seht euch mal unsere schönen Birkenzweige an: 

Natürlich geht das Ganze auch draußen:

Wie an Weihnachten wird in Schweden auch an Ostern ein Haufen Süßigkeiten gegessen. Eigentlich essen die Schweden immer viele Süßigkeiten! Aber an Ostern werden die Süßigkeiten schön verpackt =) Es gibt hier nämlich übergroße Ostereier gefüllt mit Süßigkeiten, die an Freunde und Familie verschenkt werden. Und es gibt den Osterbrief (Påskbrev). Das ist oft ein dreieckiger selbstgebastelter Brief gefüllt mit (natürlich) Süßigkeiten. Uns wurde erzählt, dass die Kinder mit einem Påskbrev zu den Häusern der Freunde gehen, den Brief zur Tür herein werfen und dann ganz schnell weglaufen, bevor sie entdeckt werden. Leider haben wir das nie so richtig mitbekommen und ich glaube man gibt die Briefe den Leuten heute einfach so.

Die zweite Methode vieele Süßigkeiten zu bekommen ist ein großes buntes Osterei, das natürlich voll gefüllt mit Süßigkeiten ist. Wir haben sogar auch welche von Birgitta bekommen (obwohl unsere ganze Wohnung noch voll ist mit Weihnachtssüßigkeiten und wir immer versuchen den anderen ein paar anzudrehen...)

Eine weitere Tradition von der wir leider nur gehört haben sind die Påskkäringar. Påskkäringar sind kleine Kinder, die sich als Hexen mit Koptuch und roten Wangen verkleiden und dann von Haus zu Haus gehen um nach Süßigkeiten (falls die noch immer nicht genug davon haben) zu fragen. Ich stelle mir das ein bisschen so vor wie bei uns Nikolaus laufen. Nur, dass die Kinder sich halt als Hexen statt Nikoläuse verkleiden.
Falls ihr mal Lotta aus der Krachmacherstraße gesehen habt, kennt ihr das vielleicht sogar! (Oh man... schon wieder rede ich von Lotta :D )



Mein Ostern war auf jeden Fall schön!! Am Freitag sind Basia und ich nach Säffle gefahren, um Ostern zusammen mit den anderen Freiwilligen zu feiern. Säffle liegt etwas nördlich von Åmål, wo wir Freiwillige aus Mellerud ja fast jede Woche für die Fredagsfika hinfahren. Die beiden Freiwilligen in Säffle durften sich die Ferienhütte des Jugendzentrums, wo die Zwei arbeiten, "ausleihen". Die Hütte liegt etwas außerhalb von Säffle (Zumindest dachte ich das zuerst. Eigentlich liegt die mehr als 6 Kilometer von deren Wohnung entfernt!!) und wir durften mit unserem ganzen Gepäck dorthin laufen... :( Dort angekommen waren wir aber total begeistert von der süßen Schwedenhütte (genau, rote Holzhütte!), der schönen Lage direkt am Vänernsee und der Feuerstelle.

Der Abend am Lagerfeuer mit gegrilltem Fakefleisch und guter Stimmung unter dem sternklarem Himmel mit Vollmond war total schön. Die Nacht in der Hütte hingegen war alles andere als schön. Die Innentemperaturen entsprachen ungefähr den Außentemperaturen (Erinnert ihr euch, dass es geschneit hatte? Es war kaaalt!!) und die kleine Miniheizung hat nicht wirklich geholfen, genauso wenig wie die zwei dünnen Decken, die ich dabei hatte. Basia und ich haben die Nacht also in unseren Jacken frierend und auf den Morgen wartend verbracht (Jetzt wisst ihr auch warum ich krank war!). Am Morgen ging es den laaangen Weg zurück. Für anderhalb Stunden hatten wir Superkräfte und sind in zügigem Tempo ohne Pause bis zum Bahnhof gelaufen. Und das mit nichts anderem als einem Glas Wasser im Magen. Am Bahnhof kam der Zug genau zwei Minuten nach uns an. Es war also etwas knapp=) Seltsamerweise erzählten uns die anderen später, dass sie nur ungefähr eine Stunde zurück gebraucht hatten... irgendwas war da falsch mit unseren Superkräften :(

Samstag und Sonntag habe ich wieder einmal bei Familie Olsson verbracht, um Original schwedische Ostern zu erleben. Jetzt weiß ich, dass Ostern sowas wie eine kleinere Version Weihnachten ist: etwas weniger Essen, etwas weniger Gäste und nicht ganz so viele Tage. Es gibt aber sogar das gleiche Getränk: Påskmust (an Ostern)/Julmust (an Weihnachten). Die Schweden behaupten es sei definitiv nicht das gleiche Getränk bloß mit einem anderen Etikett, aber ich bin mir da nicht so sicher...
Ihr denkt Tacos sind nicht Schwedisch?? Ich bin mir da nicht so sicher... !

Maria durfte wieder einmal mit meinen Haaren spielen - das Resultat =)


Julmust...

...und Påskmust - der Unterschied ist ungefähr so wie Coca Cola und Pepsi

Essen mit der Familie

Torte dekorieren...

...mit hübschen kleinen...

...Hühnern!

Mein missratenes rotes Huhn




Auch Olssons Büsche waren mit Federn geschmückt
Am Ostermontag gab es dann noch ein supernettes Osteressen bei Lars und Kickie. Ein schöner Abschluss für meine Osterzeit in Schweden - ohne Ostereier suchen oder Osterfeuer, aber dafür mit Federn, Süßigkeiten und Påskmust!

Letzte Woche ist dann noch etwas erwähnenswertes passiert: Rockabillyabend im Jugendzentrum! Rockabilly und 50er sind in Mellerud total beliebt! Erinnert ihr euch daran, dass ich euch von Autos erzählt habe, die mit lauter Musik durch die Gegend fahren, aber nicht schneller als 30 km/h fahren dürfen? Jetzt weiß ich darüber eine ganze Menge mehr! (Und finde es jetzt doch irgendwie cool... !)
EPA-traktorer heißen die und sind eigentlich sowas wie eine Autoversion von Mofas. Das heißt, dass Jugendliche ab 14 Jahren diese "Traktoren" fahren dürfen. Als Kennzeichnung muss so ein Dreieck hinten am Auto befestigt sein und sie dürfen wie gesagt (eigentlich) nicht schneller als 30 fahren. Natürlich halten die sich da nicht wirklich dran, sondern verbringen die meiste Zeit damit in Mellerud herum zu fahren und ganz schnell zu beschleunigen und dann plötzlich zu bremsen (ganz toll fanden die das, als es Eis im Winter gab...).
Das Ganze hat aber mit dieser 50er-Kultur, die hier so beliebt ist, zu tun. Am Rockabillyabend gab es einen Wettbewerb mit den schönsten EPA-trakorer und den besten Rockabillyoutfits. Es waren zwar nicht so viele verkleidet, aber der Abend war trotzdem cool. Schaut euch einfach mal die Bilder an. Das kleine süße rote Auto ganz vorne hat übrigens gewonnen =)




Das war mein Eintrag für heute (endlich habe ich den auch mal fertig geschrieben!). Ich hoffe ihr hattet auch alle tolle Ostern und ich hoffe das Wetter ist etwas besser als hier (Schnee, Regen, Hagel und Wind :( )!