Mein Jahr in Mellerud

Mein Jahr in Mellerud

Sonntag, 24. Juni 2012

Sonntag, 24.06.2012

Da ihr euch ja schon wie verrückt auf Mittsommerbilder freut (zumindest Sanne), werde ich jetzt endlich einige Bilder hochladen!
Ihr habt ja sicherlich alle schon von Mittsommer in Schweden gehört und so eine Mittsommerstange gesehen. Die sieht ein bisschen so aus wie ein Maibaum.
Klassische Mittsommerstange
Mittsommer feiern die Schweden, weil es der längste Tag im Jahr ist (ungefähr der längste) und danach werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. (Übrigens merkt man wirklich einen Unterschied bei der Länge der Tage hier im Vergleich zu Deutschland. Obwohl ich ja ziemlich weit im Süden Schwedens bin, ist es schon ziemlich beeindruckend wie früh die Sonne hier morgens aufgeht. Und wie hell es ist, auch wenn die Sonne schon untergegangen ist.) Wie es so genau gekommen ist, dass die Schweden Mittsommer feiern, wissen die auch nicht. Auf jeden Fall ist es einer der wenigen Feiertage, der nicht kirchlich ist.
Ambra und ich haben Mittsommer mit Maria und einer Freundin von ihr gefeiert. Und zwar richtig traditionell! Zuerst haben wir uns Blumenkränze gebastelt. Das war gar nicht so einfach, vor allem weil wir etwas unter Zeitdruck standen.





Danach ging es nämlich nach Dals Rostock, wo eine der vielen Mittsommerfeiern stattfand. Ungefähr 700 Leute wurden gezählt, die herkamen, um alle zusammen um die Mittsommerstange zu tanzen. Zuerst wurde noch ein bisschen Musik gespielt. Dabei durfte auch dieses Lied nicht ausgelassen werden:
Für die Schweden ist es ein absolutes Sommerlied, aber eigentlich kommt es von Michel von Astrid Lindgren. Die kleine Ida singt es nämlich da.
Nach dem Gesinge wurde die Mittsommerstange aufgestellt. Die wurde aber nicht einfach nur hereingebracht und aufgestellt, sondern von einer Gruppe verkleideter Männer (ich glaube die sollten aussehen wie Holzfäller) mit viel Geächze auf die Wiese geschleppt. Nach sie aufgestellt war, fingen die Männer dann an sich zu prügeln. Und dann hat sich das Prügeln in so eine Art Tanz verwandelt. Ja, das hört sich etwas seltsam an und ist auch schwer zu erklären. Es war aber total lustig und die Kerle hatten ziemlich viel Spaß dabei. Das ganze nennt man Oxdans und es ist tatsächlich ein traditioneller schwedischer Volkstanz: Oxdans






 Nach dem lustigen Prügeltanz wurden dann alle zum Tanz um die Mittsommerstange nach vorne gerufen. Natürlich hat Maria Ambra und mich dahin geschleppt. Sowas darf an keinem Mittsommer fehlen, meinte sie. Es wurden ungefähr drei Ringe um die Stange herum gebildet und dann wurde angefangen zu singen. Die Lieder waren eigentlich hauptsächlich Kinderlieder ohne wirklich viel Sinn. Aber alle Leute kannten die und die dazugehörigen Tänze, deswegen musste vorher eigentlich nichts erklärt werden. Bei den meisten Tänzen mussten man erst in die eine Richtung laufen, dann in die andere Richtung und dann schneller werden oder irgendwelche lustigen Bewegungen machen, im Kreis herumtanzen... wenn dann so ein paar hundert Leute gleichzeitig anfangen wie ein Frosch herumzuhüpfen oder heulen und kurz danach wie Verrückte lachen, da denkt man dann echt, dass die Schweden spinnen!! Die paar Bilder, die wir vom Tanzen haben, dürft ihr Carro verdanken. Ihr könnt ja mal versuchen uns drei Mädels auf den Bildern zu finden!






Am Nachmittag ging es dann zurück zu Maria, um ein paar Spiele zu spielen und dann das klassische Mittsommerabendessen zu genießen. Traditionell gab es Kartoffeln mit vielen verschiedenen Sorten Hering (auf Schwedisch sill) und einer Art Sauerquark mit Schnittlauch. Als Nachtisch haben wir eine riesige Erdbeertorte verspeist. Wie die Schweden immer so viel essen können, ist für Ambra und mich immer noch ein Rätsel. Direkt nach dem Hauptgang, kam schon diese enorme Torte auf den Tisch und wir konnten uns die nur noch reinzwingen. Die Schweden hatten aber anscheinend immer noch nicht genug, denn danach kamen dann noch Muffins für alle, die die auch ohne Probleme aufgegessen haben. Die müssen echt große Mägen haben!!



Am Abend haben sich wohl die meisten Schweden ziemlich betrunken (das gehört nämlich auch dazu). Für mich und Ambra ging es aber nach einem Film nach Hause, weil ich am nächsten Tag meinen ersten richtigen Arbeitstag im Dalsland Center hatte.

Mittsommer fand ich auf jeden Fall super und würde am liebsten nächstes Jahr wieder mitfeiern! Vielleicht kommen hier bald noch einige Fotos, die ich mir von Maria holen werde. Dann dürft ihr bald nochmal vorbeigucken!

Jetzt könnt ihr euch noch zwei Videos angucken, in denen Mittsommer superschön erklärt wird! =)



Übrigens habe ich die LETZTEN ZWEI SPIELE in unserem kleinen Tippspiel GENAU RICHTIG getippt!! Wollte ich nur kurz mitteilen... =)

Hier kommen noch ein paar Bilder, die Maria gemacht hatte:

Mit nur einem Auge schielen ist meine Spezialität!! =)




 

Montag, 18. Juni 2012

Montag, 18.06.2012

Schon fast ein Monat ist seit meinem letzten Eintrag hier vergangen... Die Zeit rast mal wieder. Hier war mittlerweile für ein paar Tage wunderschöner Sommer und unser Balkon wurde wieder mal genutzt. Die Wiesen und Grünstreifen am Straßenrand haben sich jetzt in bunte Blumenwiesen verwandelt. Überall blühen Lupinen in lila, rosa, weiß und blau, Löwenzahn, wilde Erdbeeren, Butterblumen und noch viele andere Arten, deren Namen ich nicht kenne. Da denk ich immer an den schwedischen Mittsommer, der ja am Freitag gefeiert wird, weil ich Mittsommer irgendwie mit Blumenwiesen in Verbindung bringe.









Zum Glück bin ich in letzter Zeit auch so viel herumgekommen, weil Lisabeth mich für 10 Tage besucht hatte und ich ihr natürlich ein klein wenig Schweden zeigen musste. Da konnten wir dann schön oft die Blumen bewundern. Letzte Woche war unsere Wohnung also noch gefüllt mit Menschen, da auch zwei Freunde von Ambra da waren, aber jetzt sind hier nur noch Ambra und ich. Für Janek und Basia ist die Freiwilligenzeit in Schweden jetzt nämlich zu Ende. Die zwei waren hier nur für neun Monate und deswegen verbringen Ambra und ich die letzten drei Monate (nur noch drei Monate!!??) hier jetzt einsam und alleine... :D
Aber jetzt erzähle ich euch erstmal ein bisschen von der Zeit mit unseren Gästen. Am 6. Juni war Schwedens Nationalfeiertag und der wird zwar längst nicht so groß gefeiert wie in Norwegen, aber etwas besonderes wollten wir trotzdem unternehmen. Deshalb ging es zu einem Picknickfestival nach Göteborg mit der Hoffnung auf gutes Wetter. Zum Glück schien tatsächlich den ganzen Tag die Sonne und wir konnten auf der Festivalwiese herumliegen, unsere selbstgemachten japanischen Onigiri (Reisbällchen) und die Livemusik genießen.











Die nächsten Tage sind wir dann in der Umgebung Melleruds zu den schönsten Plätzen gefahren und ich habe Lisabeth Wälder, Göteborg, das Aquädukt, Ruinen und den großen See gezeigt. Auf dem Weg zum Vänernsee ist uns sogar eine Schlange begegnet!! Später haben wir dann herausgefunden, dass es eine giftige Kreuzotter war. Und jetzt gerade habe ich gelesen, dass die in nördlichen Gebieten besonders groß werden! Gut, dass ich das vorher nicht wusste, sonst wäre ich wahrscheinlich in Panik davongerannt...
      

 Wir haben die alte Kirchenruine in Erikstad besucht, die Ambra und ich entdeckt haben:






Am letzten Freitag war hier die große Verabschiedung der Abiturienten, die hier "Studenten" genannt werden. Die Mädchen tragen an dem Tag traditionell weiße Kleider und die Jungen Anzüge. Dazu gehört auch die "Studentmössa", eigentlich eine Kapitänsmütze, mit Name der Schule, das Abschlussjahr und Name des Schülers. Solche Mützen gibt es sogar mit eingebauten Kameras! Eine normale Mütze kostet wohl mindestens zwischen 50 und 100 €!
Die Schüler beginnen den Tag morgens mit einem Champagnerfrühstück in der Schule. Gegen Mittag warten dann die Familie und Freunde der Schüler vor der Schule, um die Studenten in Empfang zu nehmen. Jede Familie hat ein Schild mit einem peinlichen oder süßem Babyfoto und dem Namen darauf mit dabei. Die Studenten kommen dann rufend und lachend herausgelaufen. Danach wird ihnen von allen Wartenden gratuliert und Blumen, Kuscheltiere, kleine Geschenke, Flaschen und Karten um den Hals gehängt. Manche waren wirklich so voll behängt, dass die sich nicht über Nackenschmerzen am nächsten Tag wundern dürften!
Nach den Gratulationen geht's dann auf geschmückte Wägen, mit denen die Studenten durch die Stadt fahren - rufend, singend und trinkend mit lauter Musik natürlich. Am Nachmittag wird dann noch bei den Studenten zu Hause Kaffee mit der Familie getrunken und am Abend wird dann noch mit den Mitschülern gefeiert.
Ich finde ja, dass wir diese Tradition auch in Deutschland haben sollten!











Natürlich haben wir uns auch das große Aquädukt in Håverud angesehen:




Und einen Elch haben wir auch gesehen!

In Dals Rostock haben wir den Kräutergarten dort besucht und waren ein wenig im Kroppefjäll wandern:













Am Donnerstag haben wir uns dann auf den Weg an die Küste gemacht, wo Lisabeths Eltern sich eine kleine Hütte in dem schönen Ort Hunnebostrand gemietet hatten. Wir erlebten dort ein kleines Abenteuer mit einem Kanu auf dem Meer und haben danach die wunderschöne Gegend mit den kleinen bunten schwedischen Bootshäusern, der Felsenlandschaft, den Segelbooten, dem Wind und der Schärenlandschaft genossen.



























Am Freitag ging es dann für mich zurück nach Mellerud und für Lisabeth am nächsten Tag zurück Richtung Deutschland. 
Ab morgen fängt unsere Arbeit im Dalsland Center mit den Touristen an und ich bin jetzt ganz müde und hibbelig vom Blog schreiben...
Liebe Grüßeeeeeee!!