Mein Jahr in Mellerud

Mein Jahr in Mellerud

Dienstag, 29. November 2011

Dienstag, 29.11.2011

Die letzten Tage haben wir jede Menge gebacken und gekocht. Jetzt gerade habe ich einen Zitronenkuchen für Basias Geburtstag morgen im Ofen. Und im Schrank stehen ungefähr 8 Dosen gefüllt mit Pepparkakor.

Angefangen mit dem ganzen Kochen und Backen haben wir letzten Donnerstag. Wir haben "Klimatsmart Mat", also umweltfreundliches Essen, in der Schule gegenüber von unserer Wohnung gekocht. Birgitta hatte uns dazu eingeladen und mit dabei waren außer uns Freiwilligen und Birgitta noch Håkan (unser sfi-Lehrer), Maria und ihre Freundin Emelie und noch eine Lehrerin, die Katarina heißt. Es gab eine superleckere Suppe mit Kartoffeln und irgendeiner Gemüsesorte von der niemand jemals gehört hatte. Außer Håkan. Der hatte die nämlich gekauft. Als Hauptgericht gab es Fisch. Ich glaube der war nicht selbst gefangen, aber trotzdem natürlich umweltfreundlich (Ich habe natürlich eine kleine Portion ohne Fisch bekommen:-)). Und es gab sogar öko-Bier. Das hat wie Malzbier gerochen, aber leider nicht so geschmeckt... Sonst gab es noch Wasserkrüge mit Gurkenscheiben. Das scheint hier total normal zu sein. Wenn man nicht einfach langweiliges Wasser servieren will, packt man irgendetwas rein, zum Beispiel Gurke. Es hat aber so geschmeckt als würde man flüssige Gurke essen/trinken. Also irgendwie nicht so super.











Am nächsten Tag waren wir wieder einmal mit meinem Schwedischkurs unterwegs. Wir sind in ein Mini-Dörfchen ein paar Kilometer von Mellerud entfernt gefahren, wo es eigentlich nur einen Bauernhof, eine Villa und eine Kirche gab. Zumindest heißt das dort Ekholmen.
Zuerst haben wir uns die Kühe angeguckt und der Bauer hat irgendetwas erzählt. Darüber, dass die Kühe im Winter manchmal bei -15° leben und die das üüüberhaupt nicht stört. Aber es ist natürlich um einiges billiger. Nur die Milchkühe durften im Warmen leben. Das ist das Einzige woran ich mich erinnern kann, ich fand die kleinen Kälber dann doch um einiges interessanter. Meine Hände waren danach voller Sabber von den Kälbern, die versucht haben Milch aus meinen Fingern zu pressen. Ein klitzekleines bisschen ekelig... ;-)

Nach dem Vollgesabbert-Werden, haben wir uns die Kirche angeguckt. Die war wirklich schön und hat mich ein weeenig an die Kirche in Skållerud erinnert. Schaut euch mal den Vergleich an:

Skållerud
Ekholmen














Grabstein für Eisenarbeiter
Die Decke in der Kirche
Die Decke in der Kirche, Bild Nr.2
Das Wetter war aber einfach nur bäääh, deswegen sind wir bald wieder zurück zur Schule gefahren und hatten dort (was auch sonst) fika.

Am Samstag waren wir zum Glück den ganze Tag über drinnen, das Wetter war nämlich immer noch bäääh. Da haben wir fleißig Pepparkakor und Lussekatter produziert. Janek und ich sind zu Birgitta gegangen, um zu backen und Ambra und Basia zu Lars und Kickie. Wir passen nämlich nicht alle in eine Küche, vor allem nicht wenn wir Berge Pepparkakor backen. Das Beste war, dass ich viele viele Pippi Langstrumpf und Herr Nilsson und Kleiner Onkel-Pepparkakor machen konnte. Pepparkakor übersetzt heißt übrigens Lebkuchen, aber eigentlich sind das keine Lebkuchen. Deswegen schreibe ich einfach immer Pepparkakor und hoffe, dass ihr mich versteht:-)

Pippi Langstrumpf, Kleiner Onkel und Herr Nilsson





Am Sonntag dachten wir, dass wir eigentlich genug Pepparkakor haben, aber da kam Helena und hat uns noch eine Dose gebracht. Jetzt haben wir genug für die ganze Weihnachtszeit und wahrscheinlich auch noch für danach!

Seit letzter Woche ist die Weihnachtszeit hier nun wirklich angekommen (okay, das habe ich schon vor Wochen gesagt, aber jetzt wirklich!;-)). Ein riesengroßer Weihnachtsbaum steht auf dem Marktplatz, alle Läden haben die Weihnachtsdekoration herausgeholt, in allen Fenstern stehen diese schwedischen Kerzenständer und unser erstes Adventlichtlein ist schon ganz heruntergebrannt :D Als wir Kickie erzählt haben, dass wir keinen solchen Kerzenständer haben, war sie ganz entsetzt und hat uns gleich zwei gegeben. Wahrscheinlich gilt man als sehr merkwürdig, wenn man die nicht tagein, tagaus im Fenster leuchten hat. Das Gleiche gilt für normale Lampen im Fenster. Die muss man zu jeder Zeit im Fenster stehen haben, ansonsten gilt man nicht als Schwedisch. Oder als nicht normal.
Jetzt gerade lernen wir schwedische Weihnachtslieder. Das hier ist bisher mein absoluter Favorit:



Weihnachtstimmung in Uddevalla
Meine ersten Weihnachtsgeschenke sind auch schon eingekauft. Am Sonntag war ich mit Birgittas Familie in Uddevalla und habe Roberts Eltern kennen gelernt. Zwischen Mittagessen und fika sind wir shoppen gegangen. Uddevalla ist zwar auch nicht so groß, aber da gab es trotzdem eindeutig mehr Läden als in Mellerud.
Auf dem Weg dahin lagen zwei Bäume auf der Straße. Es war nämlich unglaublich windig. Greven, Birgittas kleiner Hund, ist sogar vom Boden abgehoben. Den ersten Baum konnten wir von der Straße räumen. Der Zweite war etwas größer und wahrscheinlich zu schwer, um ihn wegzuräumen, aber zum Glück lag der nur auf einer Straßenseite und wir konnten herumfahren.

Heute hatten wir auch wieder einmal eine Prüfung im Schwedischunterricht. Dieses Mal war die aber national und total offiziell. Jeder hatte seinen eigenen Tisch mit Namensschildchen und alle waren ganz still. Leider sind wir damit aber noch nicht durch. Am Donnerstag habe ich meine mündliche Prüfung und dann kommt auch das produktive Schreiben dran. Ist aber alles nicht so schlimm wie es klingt. Wenn wir bei dieser Prüfung gut abschneiden, können wir die Prüfung für das nächsthöhere Level nächste Woche machen. So viele Prüfungen...

Tipp-Tapp, Tipp-Tapp, Tippe-Tippe-Tipp-Tapp, Tipp, Tipp, Tapp!

Sonntag, 20. November 2011

Sonntag, 20.11.2011

Hejhej liebe Leser:)

Schon wieder ist eine Woche vergangen und ich habe nicht nur einen Yoga-Kurs angefangen, sondern auch mein erstes schwedisches Weihnachtsfest der Kommune gefeiert und jede Menge Live-Musik gehört.

Aber ich fange mit etwas ganz anderem an, nämlich mit den verrückten und gelangweilten Jugendlichen, die hier mit ihren getunten Autos herumfahren und schwarze Abgaswolken und Lärm (einerseits durch unglaublich laute Musik, andererseits durch die Autos, die sich anhören als könnten sie jeden Augenblick auseinanderfallen) verbreiten. Irgendwann am Anfang dieses Blogs habe ich euch mal von den jungen Leuten erzählt. Die haben keinen Führerschein, aber irgendwie dürfen die trotzdem mit diesen Autos herumfahren, allerdings eigentlich nur gaaanz langsam. Daran halten sie sich nicht, aber hier ist die Polizei nicht so wirklich präsent, also kümmert die das nicht wirklich.
Zumindest habe ich mich mal auf die Lauer gelegt und es geschafft zwei dieser Autos zu fotografieren! Ich kam mir vor wie auf der Jagd nach Fotos von seltenen Tieren. Sobald ich wieder einmal superlaute Musik und/oder einen superlauten Motor gehört habe, bin ich zum Fenster gestürzt und manchmal war ich schnell genug, um ein Foto zu machen:-)
Mittlerweile kennen wir wohl jedes einzelne dieser Autos, weil die Jugendlichen einfach immer im Kreis herumfahren... irgendwie haben die hier nichts besseres zu tun!

Grünes lustiges Auto

Es sieht nicht so aus, aber es war laut!

Nochmal grünes Auto ein paar Tage später... hat kurz den Geist aufgegeben:)

Weihnachtsgebäck... mjammjammjam
So, jetzt aber zu einem etwas spannenderem Thema: Weihnachten!:) Gefühlt hat die Weihnachtszeit schon vor ein paar Wochen angefangen, aber jetzt ist es offiziell (zumindest für die Mitarbeiter der Kommune hier), denn am Freitag hieß es: Julfest! Pre-Party gab es in unserer Wohnung. Unsere Gäste waren Sarah, Stefan Hellman und Kim. Sarah ist unsere Kontaktperson bei der Arbeit und quasi-Boss. Kim ist Angestellter bei uns im Büro und damit ist Sarah auch seine Chefin. Stefan ist Kims ehemaliger Lehrer (in Stefans Klasse haben wir auch eine unserer Präsentationen gehalten) und ich glaube auch Sarahs ehemaliger Lehrer. Zumindest sind die zwei aber gute Freunde. Jap, Leute, das ist Schweden. Hier sind Schüler und Lehrer auch nach der Schule Freunde und geduzt wird sowieso jeder (ich habe wirklich noch nie mitbekommen, dass hier jemand gesiezt wird - auch nicht der Bürgermeister). Die Nachnamen erfährt man meistens erst nachdem man die Leute etwas besser kennt.
Glögg:)
Nach unserer kleinen Pre-Party ging es ein paar hundert Meter von unserer Wohnung entfernt in die Turnhalle zum Weihnachtsfest. Und ich denke es gab dort alles, was zu so einem Weihnachtsfest dazu gehört. Es gab viel Essen, furchtbare Musik und schöne Musik (von Lars, Glenn & Co.), Weihnachtsmusik, Betrunkene, die spätestens am Montag bei der Arbeit einiges bereuen werden (da die Kommune keinen Alkohol verkauft, hatten alle ihre eigenen Flaschen mit und waren dadurch nur noch viel betrunkener), Karaoke mit betrunkenen Sängern... und der Alarm, der um 12 Uhr in der Nacht losging. Warum weiß keiner so genau, vermutlich weil Menschen im Gebäude waren... :D
Das war unser Weihnachtsfest und ab jetzt wird auch unsere Wohnung weihnachtlich geschmückt... wir haben schon eine Weihnachtsblume, einen Adventskalender, natürlich haufenweise Pepparkakor und viele Flaschen Glögg (hauptsächlich leere;-))

Am nächsten Tag nach dem Julfest konnten wir aber leider nicht ausschlafen, denn es war Zeit für die Kulturnacht (die um 12 Uhr mittags angefangen hat...). Es gab tausend verschiedene Aktionen in ganz Mellerud... Konzerte, Workshops, Ausstellungen. Wir hatten einen kleinen Stand mit Informationen zu unseren Heimatländern und EVS in der Schule gegenüber von unserer Wohnung. Die Leute sind wohl hauptsächlich wegen unserer Gratis-Bonbons, Gratis-Glögg und Gratis-Pepparkakor gekommen... und dann wegen unserem "Tipspromenad" kurz geblieben. Tipspromenad nennen die hier diese Art von Quiz bei dem man die Fragen irgendwo an verschiedenen Orten aufhängt und man dann herumlaufen muss, um die richtigen Antworten anzukreuzen. Für das Wort gibt es wirklich keine Übersetzung, aber die Schweden sind verrückt danach.



Zum Glück konnten wir aber ab und zu unseren Stand verlassen und uns ein bisschen umgucken. Das Beste war "fika med världen" in der Schule, wo wir sfi haben. Die Schwedischschüler haben viele verschiedene Sachen aus ihren jeweiligen Heimatländern mitgebracht, typisches Essen gekocht und traditionelle Tänze vorgeführt. Leider konnten wir nicht so lange dortbleiben, aber ich habe blitzschnell ein paar Fotos gemacht.


Tanz aus Thailand





Tanz aus Palästina







Am Abend ging es dann ins Jugendzentrum Stinsen. Dort waren die Jugendlichen ausnahmsweise mal in der Unterzahl, da es für alle eine Open Stage gab. Ambra und ich haben Kaffee und Tee verkauft und wieder einmal Lars und seinen Musikerfreunden zugehört. Wir sind uns jetzt ziemlich sicher, dass wir nach diesem Jahr alle Lieder von allen Musiker in ganz Mellerud oder zumindest von allen Freunden von Lars kennen. Allein in den letzten zwei Tagen haben wir Lars, Glenn und Petter (der Sohn von Eva, war auch bei unserer Sammelaktion für Children of the World dabei) mindestens fünfmal zusammen oder mit anderen spielen gehört. Und immer wieder dieses Lied (hier gerade in der Schule):



Lars, Anna und Petter ("Ire-ish Trio") bei einem Auftritt in einem Café
Lars und Anna in Stinsen

Victoria beim Klavierspielen in Stinsen

Open Stage

Open Stage

Harte Arbeit für Ambra...

...und mich;-)

Diese Woche hatten wir einiges zu tun und ich war seit Mittwoch nicht mehr für längere Zeit zu Hause. Irgendwas war immer los, aber heute kann ich endlich wieder Pippi Långstrump auf der Gitarre üben:-)